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09.02.2015 | Tipps und Tricks

Thema Crimp

Ein Rollcrimp ist bei Pistolenpatronen nicht ratsam, weil diese Waffenart mit wenigen Ausnahmen mit sogenannten "Rand oder Hülsenmundanliegern" arbeitet. Das heißt, die Hülse stützt sich am Hülsenmundrand ab, im Gegensatz zur Randpatrone, wo das der Bodenrand übernimmt. Es gibt natürlich Ausnahmen, z.B. Desert Eagle, 32 S&W Long (32WC) oder umgekehrt Revolver mit Wechseltrommeln 9 Para oder 45 ACP und ähnliche oder es wird mit Clips gearbeitet.

Bei Randanliegern ist ein Taper Crimp eigentlich unumgänglich. Wird der Hülsenrand nicht leicht eingezogen, führt das unweigerlich zu Zuführstörungen. Will man es genau machen, sollten die Hülsen auf gleiche Länge getrimmt sein, nur so kann man einen gleichmäßigen Ausziehwiderstand erreichen und somit sichere Funktion und gute Präzision. Ein längerer praktischer Test ist äußerst ratsam. Die 10 Schuss Hopplahopptester, die sonntagmorgens mal schnell was "testen", sind hier fehl am Platze. Wenn möglich sollte ein gleiches Hülsenlos zum Einsatz kommen.

Um einen guten Druckaufbau zu erhalten, sollte man Revolverpatronen, d.h. alles was aus Trommeln verschossen wird, wenn machbar einen Rollcrimp verpassen. Wie hier schon angemerkt, sind dabei unter Umständen die Ausziehwiderstände geringer als wenn die Hülse nur angelegt oder getapert wird. Da kann aber der Rollcrimp nichts dafür. Wird ein Rollcrimp zu stark angebracht, d.h. das Geschossmaterial bietet dem nach innen gedrückten Messing einen zu hohen Wiederstand, geht der restliche Druck auf die Hülsenwandung. Diese wird gestaucht und das Geschoss wird nur noch im Crimp gehalten, bei schlechtem Hülsenmaterial lässt sich das Geschoss unter Umständen im Crimp drehen. Bei TM Geschossen ist die Gefahr des lockeren Sitzes noch größer, denn TM geben im Gegensatz zu Bleigeschossen im Material nicht nach. Alternativ dazu wäre ein Profil Crimp machbar. Dieser erzeugt einen halbrunden Eindruck in der Crimprille.

Inwiefern ein fester oder leichter Crimp nötig ist, ist abhängig von der Pulversorte (offensiv (degressiv)-progressiv) der Leistung (Joule) dem Hülsenmaterial und dem Geschossgewicht bzw. der Geschosssetztiefe. Bei schweren Geschossen und deren großer Setztiefe wird eine größere Kraftschlüssigkeit (fester Geschosssitz) als bei leichten Pfefferminzpillen, die nur ein paar mm in der Hülse sitzen, erreicht. Die schweren Geschosse haben natürlich wegen ihrer Masse mehr den Drang (bei Offensivpulvern) die Hülse beim Schuss zu verlassen als Leichtgewichte (Masseträgheit). Formeln dazu gibt es nicht. Einfacher Versuch: Man lädt den Revolver mit sechs Schuss, gibt 5 Schuss ab und misst den sechsten Schuss nach, ob die Kugel ausgewandert ist. Im schlimmsten Fall wird vorher schon die Trommel blockiert, dann weiß man ganz schnell, dass man zu wenig gekrimpt hat oder die Hülsen, die man bei einem windigen Händler in den Suks von Tunis preiswert gehandelt hat, nichts taugen.

Bei Patronen wie 38 WC oder 32 WC ist ein Crimp der Präzision abträglich. Es ist sogar von Vorteil, das Geschoss leicht in die Hülse zu versenken und den Hülsenrand leicht offen stehen zu lassen. Bei Sportpistolen in 32 und 38 geht das nicht, das führt zu Zuführstörungen. Hülse gerade anlegen oder leicht tapern und Hülsenrand außen gut entgraten. Das äußerliche Entgraten der Hülsen bei Automatics ist auch sehr hilfreich um Zuführstörungen zu vermeiden, besonders wenn man sich keine Störungen leisten kann.

Revolver-Bleigeschosse haben manchmal in Richtung Geschossboden sehr flache Crimplillen. Hier kann man wunderbar einen Tapercrimp anbringen was die Schönheitswiederlader in Verzückung versetzt, denn es sieht richtig gut aus und gut schießen tut es auch noch.

Eine weitere Möglichkeit ist das Versenken des Geschosses in der Hülse (etwa 0,5 bis 1mm) und einen Rollcrimp ins Leere anzubringen. Das geht aber nur mit Geschossen, die einen Scharf- oder Stanzrand haben. Speedloader mögen das auch sehr gerne, die Pätrönskens flutschen dann prima prima in die Trommeln. Natürlich muss durch das Tiefersetzen der Pille die Pulverladung entsprechend angepasst werden. Es hat aber nur Vorteile, die Verbrennung ist deutlich besser und die Krümelmonster haben wenig Chancen. Diese Patronen brachten bei Ransom Tests die besten Schussgruppen.

Fazit: Sogenannte Psychophatenladungen brauchen gutes Hülsenmaterial und einen festen Crimp. Bei Kindergeburtstagsmunition und Diätlaborierungenreicht das Randanlegen oder ein feiner Tapercrimp.

Zu feste Crimps sind oft die Ursache für klemmende Flaschenhals Munition bei Rifles. Der überschüssige Druck beult die Hülsenschulter auf. Sehr anfällig für sowas sind Hülsen mit flacher Schulter, 30-30 Win, 44-40 Win, 38-40 Win, 30-40 Krag und ähnliche.

Haben die Hülsen eine Rändelung, kann es passieren, dass sie am Rändel seitlich einknicken. Bei Pressen wie der RCBS Rock Chucker und ähnlichen merkt man das beim Geschosssetzen nicht. Lässt man einen kanadischen Holzfäller mit Händen wie Bratpfannen an der Presse arbeiten, ist es ganz aus.

Die immer mehr beliebten "Factory" Crimps sollten nur zur Anwendung kommen, wenn absolute Funktion gefordert wird (IPSC, CAS). Für Präzisionsschützen ist so etwas strikt abzulehnen. Der Factory Crimp bügelt das relativ weiche Blei, CU, Plaste oder Lackgeschoss in der Hülse auf Untermaß, was zu Gasschlupf führt und damit zu schlechter Präzision.

Kleiner Höhlentrick: Wenn Geschosse in billigem Hülsenmaterial nicht halten, benutzt man den Hülsenaufweiter des 9 Para Matritzensatzes, falls man einen hat. Bei den Dillons braucht man nur den Pulverfunnel zu wechseln, der ja gleichzeitig Aufweiter ist. Aufweiter ist auch nicht gleich Aufweiter, da gibt es auch gewisse Unterschiede.

Zu guter Letzt "Die Wahrheit zeigt immer die Scheibe".

Alfred Buhlert

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