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14/07/2025 | Tipps und Tricks

Erste Eindrücke von der 22 ARC

Die .22 ARC ist die zweite Patrone der von Hornady entwickelten ARC-Familie (Advanced Rifle Cartridge). Die erste war die 6 mm ARC und die jüngste die .338 ARC. Es gibt viele Videos auf YouTube aus verschiedenen Quellen sowie informative Artikel online, die die Eigenschaften der Patrone hervorheben sie in das Spektrum der Zentralfeuerpatronen im Kaliber .22 einordnen.

Dieser Erfahrungsbericht soll qualitative Daten liefern. Dazu habe ich die Patrone gründlich untersucht, auf die Verfügbarkeit geeigneter Büchsen und passender Wiederladekomponeten gewartet und die Patrone schließlich unter anspruchsvollen Bedingungen geschossen. Der Bericht beschränkt sich auf die Verwendung der Patrone in Kammerstängelrepetierern, da dies das weitest verbreitete System hier in Großbritannien ist. In diesem Bericht gebe ich meine Meinungen wieder und schildere meine Erfahrungen. Ich versuche dabei, so ausgewogen und objektiv wie möglich zu sein. Trotzdem kann es durchaus sein, dass Sie zu völlig anderen Ergebnissen kommen.

Nachdem ich einige Zeit und Muße mit dem Warten auf die Komponenten und die Büchse sowie mit dem Testen der Ladungen und der anschließenden Schusserprobung verbracht habe, komme ich zu dem Schluss, dass die .22 ARC ihre Nische in der großen Familie der verschiedenen Zentralfeuerpatronen im Kaliber .22 finden wird, da sie dem ambitionierten Schützen einige Leistungsvorteile bietet.

Als Büchse hatte ich eine Ruger American Rifle der zweiten Generation aus der Predator-Serie mit 22"-Lauf (Drall 1:7.7“) mit bronzefarbener Cerakote-Beschichtung und einem Schaft mit grünem Splatter-Finish gewählt. Die Ruger erwies sich als gute Wahl und für diese Patrone bestens geeignet. Als Alternative stand für .22 ARC zum Zeitpunkt des Schreibens nur die Howa 1500 Mini Action zur Verfügung.

Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Wiederladekomponenten, vor allem von geeigneten Hülsen, bereitete einige Schwierigkeiten. Die einzige damals im Vereinigten Königreich verfügbare Option war die Lapua 6,5 Grendel. Glücklicherweise war dies genau die Hülse, die ich schon ausgewählt hatte, um sie zur Herstellung der .22 ARC auf das Kaliber .22 einzuziehen.

Diese Methode empfehle ich allerdings nur erfahrenen Wiederladern.

Meiner Meinung nach nimmt die .22 ARC gegenüber der kleineren .223 Remington eine ähnlich vergleichbare Position ein wie die 6,5 Creedmoor gegenüber der etwas größeren 6,5 PRC (Precision Rifle Cartridge). Dieser Vergleich wird deutlicher, wenn man eine modernere .223 Remington mit Auslegung für einen kurzen Drall und schwereren Geschossen betrachtet. Bei gleicher Dralllänge, Lauflänge usw. kann das gleiche Geschoss aus der Patrone .22 ARC eine höhere Geschwindigkeit erreichen als aus der .223 Remington. Im Vergleich zu einer traditionell geladenen .223 Remington ist der Unterschied zur moderneren .22 ARC beträchtlich. Diese ist ballistisch weit überlegen und spielt in einer anderen Liga.

Im Vergleich zur modernen .223 Remington, die für einen kürzeren Drall wie z. B. 1:8 ausgelegt ist, verlangt die .22 ARC nach einem noch kürzeren Drall von 1:7. Sie weist dabei eine etwas größere Hülsenkapazität auf. Dadurch können schwerere und aerodynamisch günstigere Geschosse stabilisiert und ausreichend beschleunigt werden, was ihnen einen Vorteil gegenüber der kleineren .223 Remington verschafft.

Darüber hinaus wird eine .223 Remington, die optimal mit einem für das Kaliber schweren Geschoss mit hohem BC geladen ist, wahrscheinlich ihre spezifizierte Standardlänge überschreiten. Dies bedingt dann die Einzelladung, eine Anpassung der Büchse oder einen tieferen Sitz des Geschosses in der Hülse, was allerdings die Pulverkapazität und entsprechend die Leistung beeinträchtigt. Die Hülse der .22 ARC ist kürzer und besser auf moderne Geschosse abgestimmt. Die Patrone ist genauso lang wie die .223 Remington, sodass deren Magazine verwendet werden können.

Vergleicht man außerdem eine traditionelle .22-250 Remington mit der .22 ARC, so wird die .22 ARC die .22-250 Remington trotz deren höherer Mündungsgeschwindigkeit auf weitere Entfernungen an der Stelle überholen, wo die .22-250 Remington aufgrund ihres geringeren Geschossgewichts und des ungünstigeren ballistischen Koeffizienten (BC) ihre Grenzen erreicht.

Wenn Sie bereits eine für kurze Dralllängen ausgelegte .22-250 Remington oder eine entsprechend andere größere Zentralfeuerpatrone in .22" wie beispielsweise die .22 Creedmoor nutzen, können Sie mit deren Geschossen eine deutlich höhere Mündungsgeschwindigkeiten, gestrecktere Flugbahnen und eine höhere Energie erreichen als mit der .22 ARC. Die Frage ist aber, ob man eine so hohe Leistung wirklich braucht. Solch hochgezüchtete Zentralfeuerpatronen im Kaliber .22 sind teurer und belasten auch die Waffe sehr stark. Meiner Meinung reiht sich die .22 ARC als "großer Bruder" neben der .223 Remington ein, ohne dabei allzu weit in das Territorium Magnum-22er vorzudringen.

Sie empfiehlt sich als Zentralfeuerpatronen im Kaliber .22 als leistungsstarke und kostengünstige Trainingspatrone. Allerdings ist zu beachten, dass die verschiedenen Patronen auf unterschiedliche konstruktive Vorgaben und Einsatzzwecke zugeschnitten sind.

Bei ersten Tests konnte ich mit Geschossen vom Typ Berger Long Range Hybrid Target mit 85,5 Grain sowie Geschossen vom Typ Hornady ELD-M mit 88 Grain mit der Pulversorte RS52 Mündungsgeschwindigkeiten von gemittelten 850 m/s erzielen. Diese Geschosse zeichnen sich durch einen hohen BC und ein für das Kaliber hohes Gewicht aus und ermöglichen eine gestreckte Flugbahn mit hoher Geschossenergie bei nur geringer Windempfindlichkeit. Die Pulversorten, die für schwere Ladungen in .223 Remington und mittelschwere Ladungen in .308 Winchester geeignet sind, werden in den verschiedenen Quellen für Ladedaten genannt. Sehr hilfreich sind mir die Simulationen von Reload Swiss, die mir eine Vorstellung von der zu erwartenden Leistung der Patrone in meiner Büchse geben. Ein weiteres Pulver, das ich mit dieser Patrone ausprobieren möchte, ist RS50. Auf der Website von Reload Swiss finden Sie in der Datenbank Customer Load Data nicht nur eine umfangreiche Auswahl an verifizierten Ladedaten für die gängigsten, sondern auch für eher seltene Patronen.

Die Ergebnisse auf 300 und 500 Yards unter schwierigen Bedingungen waren sehr beeindruckend und bestätigten das Vertrauen in die eigene Treffsicherheit und das Waffensystem als Ganzes. Es sind noch weitere Tests erforderlich, aber die ersten Ergebnisse sind sehr ermutigend, und ich gehe davon aus, dass sich dieses Waffensystem hervorragend für das Training und die Jagd auf Raubzeug eignet.

Patrone Vorteile Nachteile
22 ARC
  • Kürzerer Drall und mittleres Hülsenvolumen für hohe Mündungsgeschwindigkeiten und die Stabilisierung von schweren Geschossen zwischen 80 und 90 Grains.
  • Bei gleichen Waffenparameter kann die Mündungsgeschwindigkeit der .22 ARC höher sein als die der .223 Remington.
  • Weniger Laufverschleiß als bei Hochleistungspatronen in Kaliber .22.
  • Selbe Patronenlänge wie bei der .223 Remington und 5,56 NATO bei optimaler Ladung mit modernen Geschossen ermöglicht die Nutzung von Magazinen.
  • Das Laden der Patrone von Hand ermöglicht höhere Drücke für ein höheres Leistungsniveau.
    * Gilt nur für Repetierbüchsen und nicht für Gasdrucklader!
  • Derzeit nur sehr geringe Auswahl an Neuwaffen.
  • Hülsenboden der 7,62 × 39 Russian, dadurch eingeschränkte Auswahl an verfügbaren Ursprungssystemen, die auf die .22 ARC umgebaut werden können.
  • Eingeschränkte Auswahl und Verfügbarkeit von Wiederladekomponenten.
  • Die Patrone steckt noch in den Kinderschuhen und braucht Zeit, um sich zu etablieren und einen festen Kundenstamm zu gewinnen.
  • Zum Zeitpunkt des Schreibens ist in Großbritannien nach meinem besten Wissen keine Fabrikmunition erhältlich, was die Patrone auf den Kreis der Wiederlader begrenzt. Möglicherweise ist Fabrikmunition für AR-15-Systeme mit begrenztem Gasdruck zu erheblich höheren Preisen erhältlich.
.223 Remington
  • Bewährte Patrone mit langer Erfolgsgeschichte.
  • Ausgezeichnete Lauflebensdauer.
  • Große Auswahl an Fabrikmunition und Büchsen.
  • Geringe Kosten im Verhältnis zur beeindruckenden Leistung, sowohl mit Fabrikmunition als auch mit Handladungen.
  • Modernere Büchsen haben einen kürzeren Drall und längere Übergangskonen, wodurch Patronen in .223 Remington mit schwereren und aerodynamischeren Geschossen geladen werden können, wodurch ihre Leistung über ihre traditionellen Grenzen hinaus gesteigert werden kann.
  • Große Auswahl an Wiederladekomponenten und Ladedaten.
  • Weniger Leistung als die .22 ARC und größere Zentralfeuerpatronen in .22.
  • Modernere Büchsen mit kurzen Dralllängen und längeren Übergangskonen sind selten und relativ teuer.
.22-250 Remington
  • Bewährte Patrone mit nachweislicher Erfolgsgeschichte.
  • Sehr gestreckte Flugbahn und hohe Mündungsgeschwindigkeit.
  • Gute Auswahl an Fabrikmunition, Büchsen und Wiederladekomponenten.
  • Modernere Büchsen haben einen kürzeren Drall und längere Übergangskonen, wodurch die Patrone .22-250 Remington mit schwereren und aerodynamischeren Geschossen geladen werden kann, wodurch ihre Leistung über ihre traditionellen Grenzen hinaus gesteigert werden kann.
  • Hülsenboden der .308 Winchester; daher eine Vielzahl geeigneter Systeme für einen Neubau oder als Ursprungssystem für einen Umbau.
  • Die beeindruckende Leistung hat ihren Preis: Die Patrone gilt als Laufkiller.
  • Kürzere Lauflebensdauer und höhere Kosten als bei der kleineren .223 Remington oder .22 ARC.
  • Die Mehrheit der Büchsen und die Fabrikmunition sind zugeschnitten auf herkömmliche Anwendungen und für ältere, leichtere Geschosse, die sich bei der Raubzeugbejagung bewährt haben, aber für das Schießen auf größere Entfernungen nicht geeignet sind.
  • Modernere Büchsen mit kurzen Dralllängen und längeren Übergangskonen sind selten und relativ teuer.
.22 Creedmoor
  • Leistungsstärkste Patrone im Kaliber.22 mit modernen Geschossen; die Kombination der Vorteile einer modernen .22-250 Remington mit denen der aerodynamischen Geschosse verschieben die Leistungsgrenzen noch weiter.
  • Außergewöhnlich gestreckte Flugbahn und hohe Geschwindigkeiten mit schweren Geschossen mit hohem BC sorgen für Leistungen, die andere gängige Patronen im Kaliber .22 und sogar einige größere im Kaliber 6 mm/.24" weit übertreffen.
  • Hülsenboden der 308 Winchester; viele geeignete System als Grundlage für einen Umbau oder Neuaufbau.
  • Noch kürzere Lauflebensdauer als bei der .22-250 Remington und höhere Kosten für Fabrikmunition aus Kleinserien und Wiederladekomponenten.
  • Zum Zeitpunkt des Schreibens nur sehr eingeschränkte Auswahl an Neuwaffen; entsprechend hohe Kosten für exotische Büchsen oder kundenspezifische Anfertigungen.
Sonstige Wildcat-Patronen im Kaliber .22
  • Die Möglichkeiten sind sehr vielfältig und nur durch Ihre Vorstellungskraft, die Verfügbarkeit von Komponenten, Werkzeugen, Büchsenmachern und Ihrem Kontostand begrenzt.
  • Eher unnötig große Auswahl, wer sich einmal für eine Patrone entschieden hat, kann den eingeschlagenen Weg nicht mehr verlassen und muss die Kosten in Kauf nehmen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die .22 ARC eine sinnvolle und begrüßenswerte Ergänzung der Familie der Zentralfeuerpatronen im Kaliber .22 ist. Wenn Sie auf der Suche nach einer Patrone mit sehr geringem Rückstoß sind, die die modernen schweren Geschosse im Kaliber .22 mit hohem BC auf eine ausreichend hohen Geschwindigkeit beschleunigt, um deren Gewicht und ihre Aerodynamik auszunutzen, aber nicht so stark geladen ist, dass sie durch übermäßiges Ausbrennen des Übergangskonus und Laufverschleiß die Freude am Schießen beeinträchtiget, ist die 22 ARC eine gute Wahl.

Leichtere Geschosse können zwar höhere Geschwindigkeiten erreichen, aber die bessere Aerodynamik der schwereren Geschosse wird sich meiner Meinung nach bei sehr vielen Anwendungen und Entfernungen als vorteilhafter erweisen.

Leider wird die Verbreitung der Patrone derzeit noch durch die begrenzte Auswahl an Neuwaffen und Wiederladekomponenten eingeschränkt. Ich hoffe allerdings, dass sich dies in Zukunft ändern wird. Wenn Sie geduldig und bereit sind, die Patrone innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen zu nutzen, dann ermöglicht sie eine kostengünstige und leistungsstarke Erweiterung der Familie der Zentralfeuerbüchsen im Kaliber .22.

Sollten Sie bereits eine traditionelle Büchse für Zentralfeuerpatronen in .22" besitzen, die Ihren Bedürfnissen entspricht, dann sind Sie bereits bestens ausgerüstet, und ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Falls Sie bereits eine Büchse in .223 Remington oder .22-250 Remington mit einem kurzen Drall von 1:8 oder 1:7 besitzen, gibt es keinen triftigen Grund, über die 22 ARC nachzudenken. Allerdings sind Büchsen mit solchen Dralllängen eher unüblich, und es ist unwahrscheinlich, dass Fabrikmunition mit hohen Geschossgewichten angeboten werden wird. Solche Büchsen eignen sich also eher für den Wiederlader. Jemand, der eine Büchse für eine Standardpatrone mit dem derzeit aerodynamischsten Geschoss im Kaliber .22" sucht, sollte die leistungsstarke und kostengünstige 22 ARC in die engere Wahl ziehen.

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