10.02.2015 | Tipps und Tricks
Reload Swiss RS40 in 9,3x62
Seit vielen Jahren gehe ich mit dem Kaliber 9,3x62 zur Jagd. Ich schätze die zuverlässige Wirkung auf alles bei uns vorkommende Wild vom Reh bis Sau und Rotwild. Einzige Nachteile waren die gekrümmte Flugbahn und der deutlich spürbare Rückstoß.
Auf einer Jagdmesse kam ich mit Herrn Büttner von der Firma Sax Munitions GmbH ins Gespräch und er machte mich auf das neue Schweizer Pulver RS40 aufmerksam, das mit seinem KJG-Geschoss erstaunliche Leistung zustande brachte. Er stellte mir entsprechende Ladedaten zur Verfügung und ich staunte nicht schlecht über die herausragenden Leistungen, die mit dieser Laborierung möglich waren:
Eine V0 von über 1000 m/s, eine GEE von 200 m und eine Reichweite von ca. 250 m
Das sind Werte wie sie sonst nur von ausgesprochenen Weitschusspatronen erreicht werden können. Diese Daten sind übrigens vom Beschussamt Mellrichstadt erstellt worden, sodass man sich auf ihre Richtigkeit verlassen kann.
Ich lud also, wie angegeben: 10 g KJG-Geschoss, 65,4 gr RS40, L6 81,5 mm und ging damit auf den Schießstand. Dort fielen mir der milde Rückstoß auf, die sehr gute Präzision, ein sauberes Abbrandverhalten und das geringe Mündungsfeuer aus dem kurzen (45 cm) Lauf meines 98zigers auf. Ich habe dann auf der Jagd einige Sauen geschossen und war mit der Wirkung immer sehr zufrieden.
Was lag da näher als auf meiner nächsten Jagdreise nach Namibia diese neue Laborierung auszuprobieren, vor allem da ich wusste, dass da manchmal sehr weite Schüsse notwendig werden.
Die erste Gelegenheit war ein starker Kudu, der uns beim Pirschen auf dem kleinen Waterberg auf
90 m Halbspitz von vorne eräugte. Auf den mitgeführten Zielhilfen kann man sehr schön anlegen. Ich zielte leicht nach rechts versetzt auf den Stich und ließ die Kugel fliegen. Das Stück zeichnete deutlich und lag nach ca. 30 m auf dem Platz. Das war natürlich sehr gut. Der Einschuss war genau dort, wo anvisiert. Das Geschoss hatte ganze Arbeit geleistet, es durchdrang den ganzen Brustkorb halbschräg und trat auf der gegenüberliegenden Seite kurz vor der Keule aus und lieferte so auch noch eine deutliche Wundfährte. Mein erfahrener Jagdführer nickte anerkennend und meinte:
„Wenn das nur immer so klappen würde“.
Das zweite Erlebnis war spektakulärer.
Ich wollte unbedingt einen Eland schießen. Das ist die stärkste Antilope, die es gibt. Um es gleich vorwegzunehmen, der Bulle wog 900 kg und hatte also so die Ausmaße eines starken Kaffernbüffels. Ein Jagdbericht in der letzten „Jagen Weltweit“ schilderte eindrucksvoll die Jagd auf einen starken Elandbullen mit der .375 Holland und Holland. Dabei waren drei Schüsse aus diesem starken Kaliber nötig und eine Nachsuche von einigen hundert Metern.
Wir wollten uns an einer Wasserstelle ansetzen, aber leider hatten wir schlechten Wind, so dass der Ansitz auf der 6 m hohen Kanzel sich von vorneherein verbot. Also wählten wir die unbequemere Variante und setzten uns etwa 70 m gegenüber auf Campingstühle. Dort blies der Wind von der Wasserstelle kommend direkt auf uns zu. Zunächst kamen 12 Giraffen, darunter ein ganz kapitaler Bulle. Man glaubt nicht, wie vorsichtig sich dieses Wild in freier Wildbahn bewegt. Unter ständigem Sichern näherte sich die Herde Schritt für Schritt dem Wasserloch. Als letztes steckte der Bulle sein Haupt von oben in den Hochsitz (etwa 6 m hoch) um sicher zu sein, dass da niemand darin sitzt. Erst dann fingen sie an zu schöpfen. Allein dieser Anblick war schon die Reise nach Namibia wert.
Dann hörten wir erst weit entfernt, dann immer näher kommend ein Klicken. Bei starken Elandbullen sind die Schalen wegen des hohen Gewichts so ausgetreten, dass sie beim Anheben der Läufe aneinanderschlagen und so dieses Klicken verursachen. Der Bulle streckte zunächst nur das Haupt durch das Gebüsch und verharrte so eine „Ewigkeit“. Dann trat er vor, aber so abgewandt, dass nur die Keulen von hinten zu sehen waren. Dann stand er hinter einer Giraffe. Dann wieder so, dass ein sicherer Schuss ohne eine der Giraffen zu gefährden nicht möglich war. Ich merkte wie ich immer unruhiger und das Gewehr immer schwerer wurde. Ich konnte nur durch ein kleines Loch, das wir in das im Buschwerk vor uns geschnitten hatten, schießen. Diese Stellung war sehr schwierig. Plötzlich hatte ich den Bullen schön breit vor mir. Zunächst war ich völlig desorientiert, weil die riesige Wamme in meinem Zielfernrohr schwabbelte und ich gar nicht wusste, wo ich hinzielen sollte. Dann sagte ich mir, jetzt machst du es wie daheim, sauber aufs Blatt und ja nicht mucken, langsam den Abzug gleichmäßig durchziehen, nur nicht reißen! Dann erschrak ich als sich der Schuss löste, ohne dass ich dies bewusst wollte. So ist das richtig, so muss das sein.
Während die Giraffen etwas verwundert in alle Richtungen äugten, zeichnete der Elandbulle deutlich und flüchtete schwer krank direkt auf uns zu. Im Verlauf seiner Flucht wurde er immer langsamer und blieb dann 15m schwer atmend vor uns stehen. Nach einer Zeit, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, aber sicherlich nur einige Sekunden zählte, senkte er langsam zunächst nur einige Zentimeter das Haupt, dann etwas mehr, dann kniete er kurz auf den Vorderläufen, legte sich auf die Seite und war verendet ohne auch nur noch einmal zu schlegeln.
Das Geschoss hat bei der Einschuss-, wie auch bei der Ausschussseite beide Oberarmknochen durchschlagen und steckte auf der Ausschussseite unter der Decke, sodass ich den Restbolzen bergen konnte.
Resümee: Wenn man die Ladedaten in dem neuen Produktkatalog der Firma Sax Munitions GmbH durchschaut, dann fällt auf, dass das RS40 Pulver in einigen Kalibern wie .308., 8x57, 9,3x62 und 9,3x64 immer die Nase vorn hat und etwas bessere Leistungen erzielt als alle anderen Pulver.
Ich bin so begeistert von dieser Kombination, dass ich mir fest vorgenommen habe, mit dieser Ladung das nächste Mal damit auf Büffel zu jagen. Mein Jagdführer bestätigte mir, dass diese Laborierung völlig ausreichend auf dieses starke Wild sei und auch der Gesetzgeber dies zulässt.
Hans Joachim Drescher
Februar 2015